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Tata Steel Runde 4: Mamedyarov und Praggnanandhaa gewinnen
Die vierte Runde in Aktion. Foto: Lennart Ootes/TataSteelChess.

Tata Steel Runde 4: Mamedyarov und Praggnanandhaa gewinnen

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Vidit Gujrathi erzielte in der vierten Runde des Tata Steel Turniers ein Remis gegen Andrey Esipenko und kann damit am Ruhetag den Blick auf die Tabelle genießen. Weltmeister Magnus Carlsen verpasste die Chance, den Führenden einzuholen, nachdem er gegen Jorden van Foreest, der zuvor eine wunderbare Partie gespielt hatte, keine gewinnende Königswanderung anstrebte.

Zwei Spieler konnten aber ihre Partien gewinnen: Shakhriyar Mamedyarov besiegte Jan-Krzysztof Duda und Praggnanandhaa R. erzielte gegen Nils Grandelius seinen ersten Sieg bei diesem Turnier. Im Challenger-Turnier gewann Arjun Erigaisi auch seine dritte Partie in Folge und übernahm damit die alleinige Tabellenführung.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events. Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger

Nach der dritten Runde hatte Carlsen gesagt, dass er sich auf seine Partie gegen Van Foreest freue: "Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was er in petto hat. Ich bin mir sicher, dass es etwas Verrücktes wird!" Obwohl der Weltmeister die Partie mit 1.Sf3 eröffnete und damit irgendwelchen verrückten Eröffnungsexperimenten gewissermaßen den Riegel vorschob, wurde die Partie später trotzdem sehr spannend.

Carlsen Van Foreest Wijk aan Zee 2022
Die Fotografen konzentrierten sich auf die Partie Carlsen gegen Van Foreest. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Van Foreest hielt sich gegen seinen ehemaligen Chef nicht zurück und spielte ziemlich energisch. Im 20. Zug opferte er einen Bauern und 10 Züge später einen zweiten, was ihm die Chance gab, Drohungen am Königsflügel aufzustellen.

Als Carlsen im 36. Zug seine erste große Chance verpasst hatte (der Zug Kf1 sah vielversprechend aus), schien die Partie mit einem Remis zu enden, aber dann opferte Van Foreest die falsche Figur.

Hier hätte das Schlagen auf g5 mit dem Turm zu Ausgleich geführt, aber 36...Lxg5? gab Carlsen zum zweiten Mal die Chance, 37.Kf1! zu spielen, weil der Läufer gefesselt war. Dieses Mal spielte er auch den Zug, aber nach 37...Da7 38.Dg4 Da6+fand Carlsen nicht das gewinnende Königsmanöver 38.Ke2! Da6+ 39.Kd1 und Van Foreest konnte dem Weltmeister von der Schippe springen.

Es war die vierte klassische Partie zwischen den beiden Spielern. Alle wurden in Wijk aan Zee gespielt, aber es war nur das erste Mal, dass der Holländer mit Schwarz spielte. Und nachdem er in der ersten Partie 2019 untergegangen war, war dies jetzt das dritte Remis.

Carlsen Van Foreest Tata 2022
Das dritte Remis zwischen Carlsen und Van Foreest. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

"Das war ein sehr wichtiger Sieg für mich. Er gibt mir natürlich großes Selbstvertrauen. Ja, ich wollte heute mit Weiß unbedingt gewinnen“, sagte Praggnanandhaa, nachdem er seinen ersten Sieg in diesem Turnier erzielt hatte – dem mit Abstand stärksten klassischen Turnier in der bisherigen Karriere des 16-jährigen GM aus Chennai.

Das sein Trainer, wie wir gestern berichtet haben, in Quarantäne ist, muss Pragg jetzt die meiste Zeit alleine verbringen. Die Vorbereitung auf die Partien leidet aber nicht darunter, denn die funktioniert auch online und das offensichtlich sehr gut, denn die Eröffnung war für den Inder definitiv ein Erfolg.

Die Art und Weise, wie er gewann, war ebenfalls ziemlich beeindruckend. Schon früh in der Partie kontrollierte er die Stellung. Dabei will Schwarz ja im Grünfeld eigentlich ein dynamisches Konterspiel erreichen, aber in dieser Partie musste Grandelius passiv bleiben und hatte nie wirklich eine Chance:

Praggnanandhaa R.
Praggnanandhaa R. erzielte seinen ersten Sieg. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Nachdem die ersten vier Partien zwischen den beiden alle Remis geendet waren, konnte Mamedyarov zum ersten Mal gegen Duda gewinnen. Der Verlauf der Partie wurde allerdings auf den Kopf gestellt, denn Duda erzielte zunächst mit eine gute Stellung und konnte dann seinen Gegner taktisch überlisten. Im weiteren Verlauf der Partie war es aber dann Mamedyarov, der einige schöne Taktiken fand, die zum Ausgleich führten und am überzog der Pole und verlor ein Endspiel, das eigentlich Remis hätte enden sollen:

Tabellenführer Vidit remisierte gegen Esipenko kurz vor der Zeitkontrolle. Die Stellung war zwar noch voller Leben, aber doch ausgeglichen:

Die Partien Shankland gegen Rapport, Caruana gegen Dubov und Karjakin gegen Giri endeten alle Remis. Die letztere sehr schnell nach einer theoretischen Zugwiederholung.

Giri war dann eine ganze Weile bei der Live-Übertragung von Chess.com dabei und sagte über seine eigene Partie: "Ich dachte, er würde das nicht machen, aber es ist natürlich möglich. Ich habe wirklich mit einer Kampfpartie gerechnet, weil ich dachte, er würde auf jeden Fall versuchen zu gewinnen. Vielleicht habe ich ihn aber mit dem Grünfeld überrascht und er hatte nichts vorbereitet."

Anish Giri commentator Tata
Anish Giri besuchte nach seiner Partie das Studio von Chess.com. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 4. Runde - Masters

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Vidit 2727 2924 ½ ½ 1 1 3.0
2 Esipenko 2714 2864 ½ ½ ½ 1 2.5 5.5
3 Carlsen 2865 2826 ½ ½ ½ 1 2.5 5
4 Mamedyarov 2767 2830 ½ 1 ½ ½ 2.5 4.75
5 Rapport 2763 2799 1 0 ½ 1 2.5 3.75
6 Van Foreest 2702 2816 ½ 0 1 1 2.5 3.75
7 Duda 2760 2752 ½ 0 1 ½ 2.0 4.75
8 Caruana 2792 2725 ½ ½ ½ ½ 2.0 3.75
9 Praggnanandhaa 2612 2726 0 ½ ½ 1 2.0 2.25
10 Giri 2772 2659 0 ½ ½ ½ 1.5 3
11 Dubov 2720 2669 0 ½ ½ ½ 1.5 3
12 Karjakin 2743 2661 0 ½ ½ ½ 1.5 2.5
13 Shankland 2708 2650 0 ½ ½ ½ 1.5 2.5
14 Grandelius 2672 2359 0 0 0 ½ 0.5

Ein flüchtiger Blick auf seine Partie würde darauf hindeuten, dass Erigaisi, der jetzt beim Challenger die Tabellenführung übernommen hat, heute einen ziemlich leichten Arbeitstag hatte. Tatsächlich verpasste aber der deutsche IM Roven Vogel gleich nach der Eröffnung eine große Chance, die ihm einen schönen Vorteil verschaffen hätte können:

Vogel Erigaisi Tata Steel Chess 2022
Vogel (links) und Erigaisi nach der Partie mit ihren Corona-Tests. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Nach drei Niederlagen konnte WGM Zhu Jiner heute gegen Marc'Andria Maurizzi ihre erste Partie gewinnen. Nach einer ruhigen Eröffnung ist die Stellung plötzlich explodiert:

Maurizzi Zhu Tata 2022
Maurizzi gegen Zhu. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 4. Runde - Challenger

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Erigaisi 2632 2870 ½ 1 1 1 3.5
2 Nguyen 2613 2743 ½ 1 ½ 1 3.0 5.5
3 Murzin 2519 2721 ½ ½ 1 1 3.0 4.5
4 Jumabayev 2631 2653 ½ 1 ½ ½ 2.5 4
5 L'Ami 2622 2614 ½ 0 1 1 2.5 4
6 Bjerre 2586 2657 0 1 ½ 1 2.5 3.75
7 Ganguly 2627 2633 ½ ½ ½ 1 2.5 2.5
8 Van Foreest 2539 2531 ½ 0 ½ ½ 1.5 4.25
9 Warmerdam 2607 2497 0 ½ ½ ½ 1.5 3.25
10 Vogel 2452 2483 0 ½ ½ ½ 1.5 2.75
11 Shuvalova 2516 2470 ½ 0 0 1 1.5 2.5
12 Dardha 2532 2367 0 0 ½ ½ 1.0 2
13 Zhu 2478 2373 0 0 0 1 1.0 0.5
14 Maurizzi 2502 2243 ½ 0 0 0 0.5

Alle Partien der vierten Runde


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PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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