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Tata Steel Runde 5: Mamedyarov und Rapport holen Vidit ein

Tata Steel Runde 5: Mamedyarov und Rapport holen Vidit ein

PeterDoggers
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Shakhriyar Mamedyarov und Richard Rapport konnten ihre Partien in der 5. Runde des Tata Steel Turniers 2022 gewinnen und damit mit Vidit Gujrathi in der Tabelle gleichziehen. Magnus Carlsen remisierte eine aufregende Partie gegen Nils Grandelius.

So könnt Ihr das Turnier live verfolgen:
Chess.com überträgt das Turnier live und in voller Länge, mit Kommentaren von IM Steve Berger und IM Elisabeth Pähtz auf Twitch, YouTube, ChessTV und Chess.com/Events.
Alle Partien findet Ihr auf unserer Event-Seite: Masters | Challenger
Die englischsprachige Übertragung findet Ihr auf dem YouTube Kanal Chess.com Live und hier könnt Ihr Euch die Aufzeichnung der englischsprachigen Übertragung der 5. Runde ansehen:

"Heute gibt es nicht eine langweilige Partie," sagte unsere Co-Kommentatorin WIM Fiona Steil-Antoni etwa eine halbe Stunde nachdem die fünfte Runde in Wijk aan Zee begonnen hatte. Sechs Stunden später sagte GM Robert Hess: "Ich denke, das Überraschendste an diesem Tag ist, dass wir nur zwei Siege gesehen haben."

Die Stellungen auf allen sieben Brettern des Masters sahen von Anfang an sehr interessant aus. Der erste Ruhetag schien den Spielern neben der zusätzlichen Energie auch einen kreativen Schub gegeben zu haben. Aber Schach ist Schach und ein Remis ist immer noch das wahrscheinlichste Ergebnis.

Grandelius Carlsen Tata 2022
Carlsen hatte keinen Grund, um seinen Kopf hängen zu lassen. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Der wohl schärfste Eröffnungskampf wurde zwischen Grandelius und Carlsen ausgetragen, wo sich aufgrund der Bauernstruktur und der offenen Linien keiner der beiden Könige jemals sehr sicher fühlen konnte. Darüber hinaus öffnete Carlsen mit seinem 18. Zug, der nach sechsminütigem Nachdenken gespielt wurde, das Zentrum, obwohl er sich dadurch einen Bauern mit Schach schlagen ließ.

War das einfach nur mutig, oder hat er die Züge verwechselt?

Nach 22 Minuten Bedenkzeit nahm Grandelius den Bauern und zwang den schwarzen König, zur Seite zu ziehen. Hess bezeichnete die Stellung als "pures Chaos".

Nach weiteren 17 Minuten Bedenkzeit zog der schwedische Großmeister im nächsten Zug seinen Läufer nach a4, um das Feld c2 zu überdecken, wobei er mit dem Manöver Dd2-b4(+)-b3 den Bauern auf d5 ohne großes Risiko gewinnen hätte können. Die Engine gab ihm zu diesem Zeitpunkt einen Vorteil von mindestens zwei Bauern.

"Es kann natürlich sein, dass er etwas verwechselt hat, aber ich denke, dieses plus zwei könnte sich schnell umdrehen, wenn ich ein paar ungenaue Züge mache. Das muss natürlich analysiert werden, aber ich denke nicht, dass es so eindeutig ist," sagte Grandelius.

Nils Grandelius Tata 2022
Nils Grandelius spielte bis jetzt kein großartiges Turnier. Vielleicht war aber das Remis gegen den Weltmeister der Wendepunkt. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Carlsen verblieb der Minusbauer, aber seine Struktur war besser und er hatte etwas Druck auf den weißen König. Grandelius Verteidigung wurde dadurch erleichtert, dass er sich problemlos mehrere Zugwiederholungen leisten konnte, während Carlsen weiter versuchte, auf Sieg zu spielen.

Als die Damen getauscht wurden, war Grandelius vielleicht etwas erleichtert, aber dann unterlief ihm im berüchtigten 40. Zug eine Ungenauigkeit. Carlsen bekam in einem Endspiel mit Doppeltürmen und ungleichfarbigen Läufern eine leichte Initiative, aber Grandelius konnte die Stellung halten. Mit einer Siegerfaust und einem Lächeln im Gesicht nahm er schließlich das Remisangebot des Weltmeisters dankend an.

"Ich bin vor allem glücklich, diese Partie überlebt zu haben", sagte ein erleichterter Grandelius nach der Partie.

Nach ihrem Remis vor drei Jahren trafen Jorden van Foreest und Mamedyarov endlich wieder am Brett aufeinander und es lief nicht gut für den Holländer. Seine kreative Eröffnungsvorbereitung (9.a4 gegen das offene Spanisch) brachte ihm nicht viel.

Mamedyarov sagte, dass er diesen Zug zum ersten Mal gesehen habe und dass er mit seiner Reaktion zufrieden war. Sein nächster Kommentar könnte als Ratschlag für Spieler dienen, die immer wieder in Zeitnot geraten (aber niemand ist gezwungen, diesen Ratschlag anzunehmen!): "Ich habe versucht schnell zu spielen, denn wenn man anfängt zu denken, kann man große Fehler machen.

Im frühen Mittelspiel begann Van Foreest dann, Risiken einzugehen und etwas zu überziehen. Schließlich verlor der Titelverteidiger eine "kleine Qualität" (einen Turm für zwei Leichtfiguren). Langfristig bedeutete das einen technischen Sieg für Mamedyarov.

Lektion des Tages: My Best Games By GM Shakhriyar Mamedyarov

Wie spielte einer der besten Angreifer der Schachgeschichte gegen die Titanen des modernen Schachs? GM Shakhriyar Mamedyarov gibt einen einzigartigen Einblick in fünf seiner größten Partien.

Auch die erste Partie überhaupt zwischen Rapport und Praggnanandhaa R. hat niemanden enttäuscht. Ein 4.Dc2 Nimzo-Indisch wurde schnell ziemlich scharf, denn die Spieler entschieden sich für eine Variante, die letztes Jahr in einer Online Partie zwischen Carlsen und Aronian gespielt wurde. Allerdings platzierte erst ein Großmeister zuvor seine Dame auf g3: Mamedyarov - bei einem Titled Tuesday Turnier - auch im letzten Jahr.

Wie Caruana konnte Rapport seinen Mehrbauern am Damenflügel behalten, aber Praggs Kompensation war klar: Er konnte zwei Zentrumsbauern über das Brett schieben. Interessanterweise war erst 14…Kf8 der erste neue Zug!

Schwarz stand in einer komplexen Stellung gut, bis ein natürliches Springermanöver im 19. Zug Rapport ermöglichte, ein Schlüsseltempo zu gewinnen und die Kontrolle über die a-Linie zu erlangen. Das half Weiß doch sehr und nach einigen Abtäuschen konnte sein König ohne Risiko auf das schöne Feld d4 zulaufen.

Wie schon in einigen vorherigen Partien war Rapport mit seiner Eröffnung nicht zufrieden, da er abermals in eine Vorbereitung gelaufen war. Sein Entwirren des Königsflügels verglich er mit "einen Hasen aus dem Hut zaubern" und danach war er dann "schon ziemlich zufrieden".

"Wenn Du einmal am Brett sitzt, hast Du keine Freunde mehr", sagte Ian Nepomniachtchi bei der Eröffnungspressekonferenz vor der WM gegen Carlsen im vergangenen November. Dies traf auch auf die Partie zwischen Anish Giri und Vidit Gujrathi zu, die ja bekanntlich gute Freunde sind und bisher gegeneinander nur Remis gespielt haben

Am Abend vor dem Ruhetag genossen sie noch ein schönes gemeinsames Abendessen, aber heute gab es eine Schlacht zu schlagen. Der folgende Tweet von Vidit enthüllt, dass Giri in Wijk aan Zee GM Aryan Tari und Vidit mit GM Alon Greenfield zusammenarbeitet.

Vidit spielte die russische Verteidigung und 10 Züge lang folgten die Spieler eine der Partien zwischen Carlsen und Nepomniachtchi. Im 12. Zug wich Giri dann von einer Partie ab, die kurz vor der WM gespielt worden war: Aronian-Erigaisi, Tata Steel Chess India 2021.

In einer der ruhigeren Mittelspiele dieser Runde lies Vidit dann plötzlich seine Bauern vor seinem König losrennen. Als dann die Damen getauscht wurden, hatte Vidit ausgeglichen und stand am Ende sogar etwas komfortabler.

Giri Vidit Tata 2022
Eine freundliche Begrüßung zwischen Giri und Vidit. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Andrey Esipenko und Fabiano Caruana spielten erst das zweite Mal gegeneinander. Die erste Partie fand vor einem Jahr mit umgedrehten Farben ebenfalls bei diesem Turnier statt und damals bekamen wir ein interessantes und taktisch geprägtes Remis zu sehen. Die Eröffnung war wieder vielversprechend, denn der junge Russe rief schöne Erinnerungen wach, indem er das Shirov-Shabalov-Gambit (7.g4) gegen Caruanas Halbslawisch spielte. Die beiden in Riga geborenen Großmeister waren in den 1990er Jahren die stärksten Befürworter dieses Zugs.

Caruana schien ziemlich gut vorbereitet zu sein, da er relativ schnell spielte und sich für das entschied, was heutzutage als die Hauptvariante gilt. Das änderte sich, als Esipenko den extrem seltenen Zug 9.Tg1!? spielte, der es Schwarz erlaubte, seinen Bauern wie in der Botvinnik-Variante mit 9…b5 zu decken. Caruana sagte, er sei von dieser Idee beeindruckt gewesen.

Weiß wurde etwas aktiver und "gewann" ein paar Züge später das Läuferpaar als Kompensation, aber Schwarz schien immer noch die besseren Chancen zu haben. Diese Partie war für Schwarz jederzeit schwer zu gewinnen, aber wenn es einen Moment gab, in dem Caruana vielleicht etwas anderes hätte versuchen hätte können, war das im 33. Zug.

Caruana: "Ich hatte das Gefühl, im Endspiel kurz vor dem Sieg zu stehen, aber irgendwie bekam er ein riesiges Gegenspiel."

Fabiano Caruana
Fabiano Caruana. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Jan-Krzysztof Duda und Sergey Karjakin spielten die Revanche des Finales des FIDE Weltcups 2021. Der russische Großmeister war mit einer Nebenvariante im Angenommenen Damengambit ziemlich erfolgreich und stand die meiste Zeit der Partie besser. Duda schaffte es jedoch, genug Gegenspiel am Königsflügel zu kreieren und in leichter Zeitnot wiederholten die Spieler Züge und übersahen dabei völlig, dass Weiß gewinnen hätte können.

Sergey Karjakin Tata 2022
Sergey Karjakin remisierte in einer verlorenen Stellung. Foto: Lennart Ootes/Tata Steel Chess.

Tabelle nach der 5. Runde - Masters

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Mamedyarov 2767 2880 ½ 1 1 ½ ½ 3.5 8.5
2 Vidit 2727 2888 ½ ½ ½ 1 1 3.5 7.75
3 Rapport 2763 2837 0 1 ½ 1 1 3.5 6.5
4 Esipenko 2714 2849 ½ ½ ½ ½ 1 3.0 8.25
5 Carlsen 2865 2795 ½ ½ ½ 1 ½ 3.0 6.5
6 Duda 2760 2750 0 1 ½ ½ ½ 2.5 7
7 Caruana 2792 2723 ½ ½ ½ ½ ½ 2.5 6.25
8 Van Foreest 2702 2735 0 0 ½ 1 1 2.5 4.5
9 Giri 2772 2673 ½ ½ 0 ½ ½ 2.0 5.5
10 Dubov 2720 2677 ½ 0 ½ ½ ½ 2.0 5
11 Karjakin 2743 2682 0 ½ ½ ½ ½ 2.0 4.5
12 Shankland 2708 2665 0 ½ ½ ½ ½ 2.0 4.5
13 Praggnanandhaa 2612 2663 0 ½ 0 ½ 1 2.0 3.25
14 Grandelius 2672 2490 0 ½ 0 ½ 0 1.0

Im Challenger Turnier konnte Arjun Erigaisi durch seinen vierten Sieg in Serie seine Führung auf einen ganzen Punkt ausbauen. In der fünften Runde war er zu stark für Volodar Murzin, der in der slawischen Abtauschvariante zwar nicht korrekt spielte, aber später doch ausgleichen konnte. In einem Schwerfigurenendspiel geriet er aber dann erneut in Schwierigkeiten.

Tabelle nach der 5. Runde - Challenger

# Land Name Elo Lstg. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 Punkte
1 Erigaisi 2632 2911 1 ½ 1 1 1 4.5
2 Nguyen 2613 2713 ½ ½ 1 ½ 1 3.5 9
3 Jumabayev 2631 2705 ½ 1 ½ 1 ½ 3.5 6
4 Ganguly 2627 2673 ½ ½ 1 ½ 1 3.5 4.5
5 L'Ami 2622 2613 ½ ½ 0 1 1 3.0 7.25
6 Murzin 2519 2621 0 ½ 1 ½ 1 3.0 5.75
7 Bjerre 2586 2647 0 1 ½ ½ 1 3.0 5.5
8 Shuvalova 2516 2546 ½ 0 0 1 1 2.5
9 Van Foreest 2539 2521 ½ 0 ½ ½ ½ 2.0 6.25
10 Warmerdam 2607 2516 0 ½ ½ ½ ½ 2.0 5.75
11 Vogel 2452 2437 0 0 ½ ½ ½ 1.5 3
12 Zhu 2478 2412 0 0 0 ½ 1 1.5 1.5
13 Dardha 2532 2332 0 0 ½ 0 ½ 1.0
14 Maurizzi 2502 2186 ½ 0 0 0 0 0.5

Alle Partien der 5. Runde



Weitere Berichte vom Tata Steel Turnier:

PeterDoggers
Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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