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Wahnsinn! Dinara Wagner gewinnt den Damen Grand Prix in Nikosia

Wahnsinn! Dinara Wagner gewinnt den Damen Grand Prix in Nikosia

JackRodgers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

Durch einen Sieg in der letzten Runde mit den schwarzen Figuren über Bela Khotenashvili hat Dinara Wagner den FIDE Damen Grand Prix 2022-2023 in Nikosia gewonnen. Wagner hatte bereits in der achten Runde die Tabellenführung übernommen, aber diese nach einer Niederlage gegen Gunay Mammadzada zwischenzeitlich eingebüßt. Durch den Sieg in der letzten Runde endete das Turnier für Dinara aber doch noch mit einem Happy End - und mit einer Großmeister-Norm!

Kateryna Lagno und Aleksandra Goryachkina, die beide schon Großmeisterinnen sind, haben ebenfalls Grund zum Feiern, denn die beiden gewannen die Gesamtwertung des Grand Prix und haben sich damit Startplätze für das nächste Kandidatenturnier der Damen erspielt.

Wollt Ihr das Turnier nochmal ansehen?
Alle Partien des FIDE-Damen Grand Prix findet Ihr auf unserer Event-Seite.

Khotenashvili vs. Wagner

Für Wagner ging es in der elften Runde um alles. Mit einem Sieg war ihr ihre erste GM-Norm sicher und zumindest der geteilte erste Platz nicht mehr zu nehmen. Im Gegensatz zu manchen Fußballmannschaften war sie dem Druck gewachsen.

Bela Khotenashvili (links) und Dinara Wagner. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Großmeister Rafael Leitao zeigt uns, wie Dinara den Angriff ihrer Gegnerin abwehrte und mit doppelter Kraft zurückschlug:

Und Josefine Heinemann hat ein absolut klasse Video über diese Partie, mit Taktikaufgaben zu verschiedenen Stellungen und vielen tollen Erklärungen gemacht.

Wagner erspielte sich auch 27 Elo-Punkte und ist damit auf dem besten Weg, die für den Großmeister-Titel erforderliche Elo von 2500 zu erreichen. Sie startete als nominell schwächste Spielerin in das Turnier, was den Sieg noch herausragender macht. Welch eine Geschichte!

Wagner machte 14 Plätze gut und liegt jetzt auf Platz 28 der Damen-Weltrangliste. Screenshot: chessresults.com

Goryachkina gegen Harika

Da ein Remis sowohl für Aleksandra Goryachkina als auch für Harika Dronavalli ein gutes Ergebnis war, einigten sich die beiden schon nach 20 Minuten Spielzeit und nur 12 Zügen auf ein Remis. Damit hatte sich Goryachkina den zweiten Platz in der Grand Prix Gesamtwertung und Harika einen Platz auf dem Podium in Nikosia und damit ein Preisgeld von €10.000 gesichert.

Aleksandra Goryachkina (links) und Harika Dronavalli. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Lagno gegen Assaubayeva

Wie ihre Landsfrau Goryachkina wollte auch Kateryna Lagno kein Risiko eingehen und spielte eine bekannte Remis-Variante der sizilianischen Verteidigung. Obwohl diese Partie 18 Züge länger als die zwischen Goryachkina und Harika dauerte, war sie noch schneller vorbei.

Nach dem Turnier sagte Lagno: "Ich bin natürlich sehr glücklich und erleichtert. Mein Hauptziel war es, mich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren und dass ich die gesamte Grand-Prix Serie gewinnen konnte, ist ein schöner Bonus."

Kateryna Lagno. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Laut dem Opening Explorer von Chess.com wurde die Stellung nach dem 20. Zug genau 40 Mal erreicht und alle Partien auf Meisterlevel endeten danach mit einem Remis.

Peter Heine Nielsen, der langjährige Trainer von Magnus Carlsen, veröffentlichte einen Tweet, in dem er auf die Möglichkeit einer Ergebnisabsprache hinwies, ging jedoch nicht näher darauf ein.

Tan gegen Dzagnidze

Der Showdown zwischen zwei der unbeständigsten Kämpferinnen des Turniers, Tan Zhongyi und Nana Dzagnidze, entsprach den Erwartungen und war die einzigartigste Partie des gesamten Turniers. In der sizilianischen Verteidigung baute Tan früh eine aggressive Stellung mit einem Schwerpunkt auf ihren Läufern und deren Reichweite auf. Dzagnidzes Reaktion bestand darin, eine Qualität zu opfern und damit selbst ein starkes Läuferpaar zu schaffen.

Die FIDE-Kommentatoren Alik Gershon und Keti Tsatsalashvili bemerkten live, dass Tan, die mit einem Sieg in der letzten Runde um den ersten Platz gespielt hatte, in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Da ihre Bauern den beiden Läufern von Schwarz hilflos ausgeliefert waren. Dann entschied sie sich für ein routinemäßig aussehendes Springerschach und Dzagnidze schlug den Springer einfach mit ihrer Dame!

Dzagnidze hatte einen Masterplan ausgeheckt und ihre Dame für den Springer geopfert, was zu einem Ungleichgewicht führte, das zumindest Gershon noch nie zuvor gesehen hatte. Erstaunlicherweise waren die beiden Läufer und vier Bauern der weißen Dame und den drei Bauern überlegen, und mit einem dynamischen Königsmarsch hätte sich Dzagnidze den Sieg sichern können.

Tan Zhongyi. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Doch selbst mit den 30 zusätzlichen Minuten nach der Zeitkontrolle erwies sich die Variante für die Georgierin als zu schwierig und sie begnügte sich letztendlich mit einer dreifachen Stellungswiederholung. Bei Tan, die ja normalerweise nie Emotionen zeigt, konnte man sehen, wie erleichtert sie war, dass die diese Stellung halten konnte.

Shuvalova gegen Kiolbasa

IM Polina Shuvalova war neben Wagner die einzige Spielerin, die in der letzten Runde gewinnen konnte. Gegen IM Oliwia Kiolbasa startete sie einen Angriff nach dem nächsten.

Polina Shuvalova (links) und Oliwia Kiolbasa. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

In frühen Mittelspiel hatte die noch sieglose Kiolbasa zweimal die Chance auf einen klaren Vorteil, aber die Russin glich die Stellung wieder aus und ein starkes Springeropfer auf h6 brachte sie auf die Siegerstaße.

Auch in dieser Partie bekamen wir ein Damenopfer zu sehen, aber dieses Mal wurde es genutzt, um die Partie stilvoll zu beenden. Shuvalova brachte dieser Sieg einen geteilten zweiten Platz ein.

Trotz des Sieges bemerkte Shuvalova professionell: " Mit der Qualität der Partie bin ich nicht zufrieden. In der Eröffnung habe ich schlecht gespielt. Nach 10.f3 hätte sie schon eine Gewinnstellung haben können."

Mammadzada gegen Kosteniuk

Die Partie zwischen Gunay Mammadzada und Alexandra Kosteniuk endete nach 38 Zügen mit einem Remis. Mammadzada verbrachte die meiste Zeit damit, dafür zu sorgen, dass Kosteniuk keine Initiative ergreifen konnte und alle Figuren vom Brett flogen.

Gunay Mammadzada. Foto: Mark Livshitz/FIDE.

Für Mammadzada bedeutete dieses Ergebnis, dass sie mit sieben Elo-Punkten im Gepäck zurück nach Aserbaidschan reist. Kosteniuk hingegen verspielte durch ihre nur durchschnittliche Leistung bei diesem Turnier die Chance auf die Qualifikation für das Kandidatenturnier und muss nun einen anderen Weg finden, um sich dafür zu qualifizieren.

Die Ergebnisse der letzten Runde

Weiß Schwarz
Lagno 1/2-1/2 Assaubayeva
Shuvalova 1-0 Kiolbasa
Mammadzada 1/2-1/2 Kosteniuk
Tan 1/2-1/2 Dzagnidze
Khotenashvili 0-1 Wagner
Goryachkina 1/2-1/2 Harika

Die Abschlusstabelle

Für ihre Leistungen in Nikosia wird Wagner nicht nur mit dem Siegerpokal und dem größten Geldpreis ihrer Karriere - 15.000 Euro - sondern auch noch mit einer GM-Norm belohnt. Das Trio, das sich den zweiten Platz teilt – Harika, Tan und Shuvalova – erhält jeweils €10.000. Lagno und Goryachkina erhalten €20.000 bzw. €16.000 für ihre Platzierungen in der Grand-Prix-Gesamtwertung.

Das vierte Turnier des FIDE Damen Grand Prix fand vom 15. bis zum 28. Mai in Nikosia, Zypern, statt. Es war ein Rundenturnier für 12 Spielerinnen. Die Bedenkzeit betrug 90 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie und 30 Sekunden Inkrement pro Zug.


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