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Wesley So schlägt Carlsen und führt in Löwen

Wesley So schlägt Carlsen und führt in Löwen

PeterDoggers
| 0 | Berichterstattung von einem Schach-Event

In Paris lief noch alles gegen ihn, aber in Löwen legte er einen fast perfekten Start hin: Wesley So besiegte in der dritten Runde Magnus Carlsen und führt nach dem ersten Tag bei der Grand Chess Tour mit 2.5 von 3 möglichen Punkten.

So gewann, nachdem Carlsen zu lange auf Sieg spielte. | Foto: Maria Emelianova

Zentraleuropa erlebte am Mittwoch einen dramatischen Wettersturz. Nach herrlichem Sommerwetter letzte Woche regnete es heute auch in Löwen, das etwa 20 km östlich von Brüssel liegt, den ganzen Tag. Bestes Schachwetter also

Trotzdem schien es in Löwen so weiter zu gehen, wie es in Paris geendet hatte: Mit einigen Fehlern. Die Bezeichnung "Fehlerfestival" scheint aber übertrieben, auch wenn es ein nicht-teilnehmender Großmeister so bezeichnet hatte.

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Das Turnier wird erneut im wunderschönen Rathaus von Löwen ausgetragen. | Foto: Maria Emelianova

Die Partie Magnus Carlsen gegen Levon Aronian wurde aber wirklich durch einen Fehler entschieden, was eigentlich echt schade war, denn bis dahin war es von beiden Seiten eine großartige Partie.

Im Nimzo-Indisch ist es höchst ungewöhnlich, dass Weiß das Läuferpaar und Schwarz Gegenspiel im Zentrum erhält, wie uns der Weltmeister erklärte, aber in dieser Partie war genau dies der Fall. "An irgendeinen Punkt musste ich die Stellung ja öffnen", sagte Carlsen, der mit dem Bauernvorstoß d4-d5 genau diesen Bauern opferte.

"Bis zu seinem Fehler standen wir auf Remis. Aber in einer so komplizierten Stellung... ich glaube bis 28....Df4 war es eine sehr gute Partie von beiden und hätte er 28...Dd1 gezogen, hätte die Partie ziemlich sicher mit einem Remis geendet."

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Carlsen hat als erster und letzter gelacht! | Foto: Maria Emelianova

Vassily Ivanchuk hat keinen echten Fehler gemacht, aber die Art und Weise wie er die Philidor Eröffnung gegen Maxime Vachier-Lagrave spielte, war alles andere als großartig. Dies führte zu einem schrecklichen Endspiel mit einem Doppelbauern auf dem Damenflügel, das aussah wie ein Berliner Endspiel bei dem irgendetwas schief gelaufen war.

MVL über diesen Sieg, der nicht unbedingt erwartet worden war: "Ich habe irgendwie Lust gegen die Gegner zu spielen, die mir normalerweise nicht liegen!" 

Dann resümierte er noch: "Mein Spiel war seit Anfang des Jahres, vielleicht sogar schon etwas länger, nicht wirlich überzeugend. In Paris behielt ich aber die Nerven. Ich strotze jetzt nicht gerade vor Selbstvertrauen, aber ich fühle mich am Schachbrett wieder wohl und das versuche ich auszunutzen."


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Der Weltmeister hatte keinen optimalen Start in das Turnier. | Foto: Maria Emelianova

In der zweiten Runde traf Vladimir Kramnik auf Vishy Anand, und der Russe konnte, nachdem er Anand schon in Norwegen beim Blitz und in der Turnierpartie besiegt hatte, zum dritten Mal in Folge gegen den Inder gewinnen. Irgendwie konnte Anand nicht verhindern, dass sein Gegner ein riesiges Bauernzentrum bekam.

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Wird Anand, nach all den Jahren, zu Kramniks Lieblingsgegner?" | Foto: Maria Emelianova

Geburtstags Kind Anish Giri, der heute 23 Jahre alt wurde (und mit seiner Frau Sopiko und deren Sohn Daniel nach Löwen gereist war) erhielt von Ian Nepomniachtchi fast ein Geburtstagsgeschenk. Aber obwohl der Russe aus der Eröffnung absolut nichts herausholen konnte, und zeitweise sogar 2 Minusbauern hatte, konnte er die Partie noch irgendwie gewinnen.

"Ich dachte, ich könnte ja wenigstens ein paar Mattdrohungen aufstellen," sagte Nepomniachtchi. "Nachdem ich meine Dame dann auf c4 und den Turm auf e4 hatte, war ich auf einmal wieder in der Partie."

"In Zeitnot fand ich, dass meine Stellung mit diesem b5 Zeugs extrem leicht zu spielen war und mein König stand viel besser als seiner. Und dann haben diese Bauern auf e5 und d4 meinen König wunderbar geschützt."

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Nepomniachtchi: "Ich dachte, ich könnte ja wenigstens ein paar Mattdrohungen aufstellen." | Foto: Maria Emelianova

Aber in der nächsten Runde bekam Anish Giri dann doch noch sein Geburtstagsgeschenk. Gegen Levon Aronian hatte er eine Eröffnungsvariante vorbereitet, von der er ausging, dass sie Aronian nicht liegen würde. "Er hat eine Figur geschlagen die er nie und nimmer hätte schlagen dürfen. Hätte er Weiß gehabt, hätte er bestimmt gesehen, dass dies eine schreckliche Entscheidung war," sagte Giri.

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Aronian gratuliert Giri zum Sieg. | Foto: Maria Emelianova

Hier spricht Giri über seine Partie gegen Nepomniachtchi und über eine wirklich tolle Partie, die ihr vielleicht noch nicht gesehen habt. Sie wurde von seinem Sekundanten Erwin l'Ami in der zweiten Runde der holländischen Meisterschaft gespielt und ist direkt unter dem Video.



In der dritten Runde kam es dann zum Gigantenduell zwischen Magnus Carlsen und Wesley So, und die Partie nahm kein gutes Ende für den Weltmeister. Er wollte einfach zu viel und verlor dadurch seine erste Schnellpartie bei der diesjährigen Grand Chess Tour.

Nigel Short: "Magnus dachte wohl, er kann aus jeder Stellung angreifen. Manchmal verliert er einfach seine Objektivität."

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Carlsen hat in Paris nicht eine Schnellschach-Partie verloren. | Foto: Maria Emelianova

Eine unglaubliche Partie lieferten sich Vachier-Lagrave und Vladimir Kramnik. Wie kann Schwarz diese Partie nur nicht gewinnen? Tja, das Zauberwort heißt "Zeitnot". Wie Short heute sagte: "Mit Computerhilfe sind wir alle Genies". Oder Anand: "Auf dem Schachbrett passieren verrückte Sachen."

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Ein unglaubliches Remis zwischen Kramnik und Vachier-Lagrave. | Foto: Maria Emelianova

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Kramnik nahm es mit Humor! | Foto: Maria Emelianova

Da wir gerade von spektakulären Partien sprechen sollten wir noch die Partie von Baadur Jobava gegen Vassily Ivanchuk in diesen Bericht mit aufnehmen. Der georgische Großmeister verlor zwar heute alle 3 Partien aber wenigstens haben seine Partien immer einen Unterhaltungswert!

nullJobava feuerte aus allen Rohren aber verlor gegen Ivanchuk. | Foto: Maria Emelianova
 

Your Next Move (Löwen) Grand Chess Tour | Schnellschach, Tabelle nach der 3. Runde

# Land Name ELO Lstg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 Punkte SB
1 So,Wesley 2789 3087 1 2 2 5.0/3
2 Vachier-Lagrave,Maxime 2783 2898 1 1 2 4.0/3 3.50
3 Nepomniachtchi,Ian 2766 2867 0 2 2 4.0/3 1.50
4 Anand,Viswanathan 2775 2773 2 0 1 3.0/3 2.75
5 Kramnik,Vladimir 2789 2783 0 1 2 3.0/3 2.50
6 Carlsen,Magnus 2851 2776 0 1 2 3.0/3 1.75
7 Giri,Anish 2764 2773 0 1 2 3.0/3 1.75
8 Ivanchuk,Vassily 2757 2779 0 1 2 3.0/3 0.75
9 Aronian,Levon 2780 2653 0 0 2 2.0/3
10 Jobava,Baadur 2703 1968 0 0 0 0.0/3

Ihr könnt alle Partien der Grand Chess Tour auf www.chess.com/tv und www.chess.com/live, täglich ab 14.00 Uhr verfolgen.

Die Kommentatoren vor Ort sind GM Maurice Ashley und GM Nigel Short. Sie werden von GM Yasser Seirawan, IM Jovanka Houska & GM Christian Chirilla von St. Louis aus, unterstützt.

Beim Schnellschach wird jeder gegen jeden, bei einer Bedenkzeit von 25 Minuten, wobei die Uhr immer erst nach 10 Sekunden "zu ticken" beginnt, antreten. Das Blitzturnier ist eine Doppelrunde mit einer Bedenkzeit von 5 Minuten und die Uhr beginnt mit einer Verzögerung von 3 Sekunden zu laufen. Das Preisgeld in Löwen beträgt $150,000, wobei $37,500 an den Sieger gehen.


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Peter Doggers

Peter Doggers joined a chess club a month before turning 15 and still plays for it. He used to be an active tournament player and holds two IM norms. Peter has a Master of Arts degree in Dutch Language & Literature. He briefly worked at New in Chess, then as a Dutch teacher and then in a project for improving safety and security in Amsterdam schools. Between 2007 and 2013 Peter was running ChessVibes, a major source for chess news and videos acquired by Chess.com in October 2013. As our Director News & Events, Peter writes many of our news reports. In the summer of 2022, The Guardian’s Leonard Barden described him as “widely regarded as the world’s best chess journalist.”

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