GM Miguel Najdorf
Bio
Der im heutigen Polen geborene Miguel Najdorf war einer der 27 Spieler, die 1950 von der FIDE als erste zu Großmeistern ernannt wurden. Der achtfache argentinische Meister ist der Nachwelt am meisten für die nach ihm benannte Variante in der Sizilianischen Verteidigung mit dem Schlüsselzug 5...a6 bekannt.
- Die Anfänge seiner Karriere
- Der 2. Weltkrieg
- Nach dem Krieg
- Die Sizilianische Verteidigung
- Vermächtnis
Die Anfänge seiner Karriere
Najdorf lernte Schach im Alter von 12 Jahren und spielte bereits als Teenager die wahrscheinlich denkwürdigste Partie seiner Karriere: Ein vierfaches Opfer, das in einem Schachmatt endet und seine Angriffsstärke demonstriert:
Najdorf wurde von GM Savielly Tartakower (der ebenfalls unter den Großmeistern von 1950 war) unterrichtet und wurde um das Jahr 1930 ein fester Bestandteil des Warschauer und des polnischen Schachs. Nach dem Gewinn der Warschauer Meisterschaft 1934 belegte Najdorf 1935 den geteilten zweiten Platz in seiner ersten polnischen Schachmeisterschaft (die dritte insgesamt nach den Ereignissen in den Jahren 1926 und 1927). Daraufhin erhielt er Einladungen zu internationalen Turnieren, darunter 1939 in Margate, wo er gegen den ehemaligen Weltmeister Jose Capablanca in der einzigen aufgezeichneten Partie zwischen den beiden remisierte.
Der 2. Weltkrieg
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung war es für Najdorf 1939 in seinem Heimatland nicht mehr sicher. Glücklicherweise war er bei der Invasion Deutschlands aber gerade nicht in Polen, sondern nahm an einem Turnier in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires teil. Es war die 8. Schacholympiade, die vom 21. August bis zum 19. September stattfand. Najdorf erbrachte dort die beste Leistung an Brett 2. (Sein ehemaliger Lehrer Tartakower spielte am ersten Brett für Polen.)
Deutschland gewann die Olympiade und Najdorfs Polen landeten mit einem halben Punkt Rückstand auf dem zweiten Platz. Wie Najdorf kehrte nach dem Turnier auch keines der deutschen Teammitglieder nach Europa zurück.
Nach der Olympiade wurde in Buenos Aires noch ein separates internationales Turnier ausgetragen. Dort teilte sich Najdorf mit Paul Keres den ersten Platz, obwohl er den Esten im direkten Duell besiegen konnte:
Najdorf blieb in Argentinien und wurde 1944 argentinischer Staatsbürger. Tragischerweise starb der größte Teil seiner Familie, während ihn die Schacholympiade von dem Holocaust gerettet hatte: seine erste Frau, sein erstes Kind, beide Eltern und vier Brüder.
Nach dem Krieg
Zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft 1948 war Najdorf wohl einer der fünf besten Spieler der Welt. 1947 stellte er einen Weltrekord auf, als er simultan und mit verbunden Augen 45 Partien spielte. Er gewann dabei 39 Partien und verlor nur zwei. Bemerkenswert ist auch, dass er 1946 in Groningen zum einzigen Mal gegen den späteren Weltmeister Mikhail Botvinnik spielte und das Brett als Sieger verließ.
Das AVRO-Turnier von 1938 spielte dann eine große Rolle bei der Auswahl der Teilnehmer um die Weltmeisterschaft und Najdorf war nicht stark genug, um an diesem Turnier teilzunehmen. So war er 1948 nur Zuschauer, als Botvinnik den Titel gewann. Es ist jedoch unmöglich, seine Stärke zu leugnen. Schließlich wurde sie ja anerkannt, indem er 1950 zum Großmeister ernannt wurde.
Najdorf sollte aber in den 1950er Jahren noch mehrere Möglichkeiten bekommen, sein Können unter Beweis zu stellen. In seiner Nachkriegskarriere nahm er an zwei Interzonen- und zwei Kandidatenturnieren teil. Bei dem ersten dieser Turniere, dem Interzonenturnier von 1948, wurde Najdorf Sechster und sicherte sich dadurch seinen Platz beim Kandidatenturnier von 1950. Dort wurde er Fünfter, was immerhin gut genug war, um sich automatisch für das Kandidatenturnier von 1953 zu qualifizieren. Leider belegte er in diesem Turnier nur den siebten Platz. Sein letzter Anlauf auf den Weltmeistertitel scheiterte dann beim Interzonenturnier von 1955, bei dem er nur den 12. Platz belegte.
Najdorf blieb aber weiterhin ein starker Spieler. Im Alter von über 50 Jahren gewann er noch die Turniere von Mar del Plata (1961), Havanna (1962) und die South African Open (1976). 1979 blieb er in Buenos Aires ungeschlagen und teilte sich mit Boris Spassky, Anthony Miles und Ulf Andersson den zweiten Platz und ließ dabei den ehemaligen Weltmeister Tigran Petrosian hinter sich.
Najdorf fungierte auch bei mehreren Schachveranstaltungen auf höchstem Niveau als Kommentator und schrieb eine Kolumne für die argentinische Zeitung Clarin.
Die Sizilianische Verteidigung
In der Datenbank von Chess.com befinden sich über 80.000 Meisterpartien mit der Najdorf Variante der Sizilianischen Verteidigung (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6). Das entspricht etwas einem Siebtel aller Partien mit der Sizilianischen Verteidigung und einem Fünfzehntel aller Partie, die mit 1.e4 begonnen haben.
Najdorf selbst spielte diese Eröffnung 71 Mal mit Schwarz und gewann 35 davon (bei 17 Remis und 19 Niederlagen). Samuel Reshevsky hatte sogar den Mut, die Najdorf Variante gegen Najdorf zu spielen. Er verlor damit aber 2 von 3 Partien was beweist, dass Najdorf diese Eröffnung auch mit Weiß spielen konnte.
Najdorf war zwar nicht der Erfinder des Zuges 5...a6, denn dieser Zug wurde erstmals bereits 1926 gespielt, aber angesichts seines Erfolgs mit dieser Variante wurde die Variante nach ihm benannt.
Vermächtnis
Najdorf starb im Juli 1997. In einem Nachruf verwies die New York Times auf Najdorfs "einfallsreiche Angriffspartien" sowie seine "große Stimme" und sogar seine schriftliche Korrespondenz mit dem Papst.
Gemeinsam mit Tartakower, Reshevsky and Akiba Rubinstein zählt Najdorf zu einem der besten polnischen Spieler aller Zeiten und in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war er einer der besten 10 Spieler der Welt
Am bemerkenswertesten ist aber natürlich, dass man kein Buch über Schacheröffnungen lesen kann, ohne aber auf den Namen Najdorf zu stoßen. Alleine schon deshalb wird der Name Najdorf für immer unvergessen bleiben. Aber auch der Spieler und nicht nur die Reihe von Eröffnungszügen, die seinen Namen tragen, sollte allen Schachfans für immer in Erinnerung bleiben.