Die besten Schachspieler der Welt

Vera Menchik

Vera Menchik
Vollständiger Name
Vera Francevna Menchik
Gelebt von
Feb 16, 1906 - Jun 26, 1944 (Alter 38)‎
Geburtsort
Moskau, Russisches Kaiserreich
Föderation
Russland

Bio

Vera Menchik (1906-44) war eine russische, tschechische und schließlich englische Schachspielerin. Sie war die erste Damen-Weltmeisterin der Schachgeschichte und die mit Abstand beste Spielerin ihrer Zeit. Menchik wurde auch zu mehreren Herrenturnieren eingeladen, bei denen sie unter anderem den amtierenden Weltmeister Max Euwe und Samuel Reshevsky besiegen konnte.

Die Anfänge ihrer Karriere

Menchik wurde 1906 als Tochter eines böhmischen Vaters und einer englischen Mutter in Moskau geboren. Ihr Vater war es auch, der ihr im Alter von neun Jahren Schach beibrachte. In den Wirren der Russischen Revolution hat die Familie aber einen Großteil ihres Besitzes verloren und ihre Eltern trennten sich. Ihr Vater zog zurück in seine Heimat und Vera zog im Herbst 1921, im Alter von 15 Jahren, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester nach England.

Dort lebten die Menchiks in Hastings, also genau in dem Ort, in dem sich seit 1895 jedes Jahr die besten Schachspieler der Welt trafen, um das jährliche Schachturnier von Hastings zu spielen. Dort lernte Menchik auch den ungarischen Spitzenspieler Geza Maroczy kennen, der sie fortan trainierte. In den 1920er und 1930er Jahren spielte sie regelmäßig bei lokalen Turnieren.

Geza Maroczy, 1922
Menchiks Trainer Maroczy im Jahr 1922. Foto: Public Domain/Wikipedia.

Weltmeisterin

Das Jahr 1927 war ein ereignisreiches Jahr im Schach. Im Sommer dieses Jahres fand in London die erste Schacholympiade statt und im Rahmen dieses Events wurde auch die erste Damen-Weltmeisterschaft ausgetragen, die Vera gewinnen konnte. Im Herbst dieses Jahres wurde Alexander Aljechin durch seinen Sieg über Jose Capablanca der vierte offizielle Schachweltmeister der Geschichte. 

Der Damentitel wurde in einem Turnier ausgespielt, das Menchik mit großem Vorsprung gewinnen konnte. Abgesehen von einem Remis gegen die zukünftige britische Damenmeisterin Edith Michell gewann Menchik alle Partien. Am Ende hatte sie 1,5 Punkte Vorsprung auf die Schwedin Katarina Beskow, die im Alter von 60 Jahren Zweite wurde.

Insgesamt sollte Menchik bei sieben Damen-Weltmeisterschaften spielen und zwei Duelle gegen die Deutsche Sonja Graf austragen. Menchik gewann bei diesen Weltmeisterschaften 78 ihrer 83 Partien und verlor nur eine einzige. In den vier Weltmeisterschaften zwischen 1931 und 1937 konnte sie sogar 45 Partien in Folge gewinnen.

Menchik gewann auch die beiden Duelle 1934 und 1937 gegen Graf mit einem Gesamtergebnis von 12 Siegen, 3 Niederlagen und 5 Remis. Im 1937er Duell gegen Graf gelang ihr dank einer wunderschönen Taktik dieser Sieg:

Aljechin hielt es Berichten zufolge für unfair, dass eine so gute Spielerin wie Menchik ihren Titel weiterhin verteidigen musste, obwohl sie doch eindeutig die Beste war. Trotzdem verteidigte sie ihre Titel und ihre Überlegenheit gegen andere Top-Frauen war so groß, dass sie ihre Partien sogar gewann, wenn sie unkonzentriert oder gelangweilt war. Sie erzielte eine sagenhafte Gewinnquote von 99.8% bei Weltmeisterschafts-Turnieren und 91.7% in den Duellen gegen Graf.

Herren Turniere

Menchik hatte die anderen Spielerinnen so deutlich dominiert, dass sie in den späten 1920er und 1930er Jahren regelmäßig zu Herren Turnieren eingeladen wurde.

Dabei wird das Turnier von 1929 in Ramsgate als ihr größter Erfolg angesehen. Dort spielte eine britische Mannschaft gegen eine Weltauswahl und Menchik wurde aufgrund ihrer russischen Herkunft der Weltauswahl, in der auch Capablanca, Maroczy und Akiba Rubinstein spielten, zugeteilt. Vera blieb ungeschlagen und wurde mit 5 von 7 möglichen Punkten hinter Capablanca zweitbeste Spielerin und erzielte sogar einen halben Punkt mehr als ihr Trainer Maroczy. Natürlich hätte es Menchik viel schwerer gehabt, wenn sie für das britische Team und somit gegen Capablanca, Rubinstein und Maróczy anstelle der englischen Meister hätte spielen müssen. Trotzdem war ihr Ergebnis aber eine Sensation, und sie wurde zu vielen weiteren Turnieren eingeladen.

1931 in Hastings konnte Menchik den ersten ihre beiden Siege über Max Euwe feiern und 1935 schlug sie Reshevsky. Ihre Gesamtbilanz gegen beide Spieler sollte ausgeglichen enden.

Euwe und Reshevsky sind aber nur zwei Mitglieder des sogenannten „Vera Menchik Clubs“ - also Männer, die eine Partie gegen Menchik verloren haben. Andere bekannte Namen in diesem Club sind Edgard Colle, Mir Sultan Khan und Friedrich Sämisch.

Vermächtnis

Im Laufe des Ersten Weltkriegs hatte Menchik mit dem Schachspiel begonnen. Der Zweite Weltkrieg hat ihr Leben und ihre Schachkarriere beendet. Am 26. Juni 1944 wurden Vera, ihre Mutter und ihre Schwester Opfer eines deutschen Bombenangriffs auf London. Sie wurde nur 38 Jahre alt.

Yugoslavia stamp series, 2001
2001 wurde in Jugoslawien eine Briefmarkenserie, mit allen Schachweltmeisterinnen veröffentlicht. Menchik ist oben links. Foto: Wikipedia.

Menchik durchbrach Barrieren, indem sie in den 1930er Jahren, also zu einer Zeit, in der nur wenige Frauen zum Schachspielen ermutigt wurden, konsequent an Top-Turnieren teilnahm. Sie war anderen britischen Meistern dieses Jahrzehnts, unbestreitbar starke Spieler, die den Laskers, Capablancas und Aljechines der Welt nur knapp unterlegen waren, ebenbürtig. Sie hatte gegen George Alan Thomas in 18 Partien und gegen William Winter in sechs Wettbewerben eine ausgeglichene Bilanz und gegen Frederick Yates verlor sie von sieben Partien nur eine mehr, als sie gewonnen hatte.

Jahrzehnte vor den Großmeisterinnen Nona Gaprindashvili und Maia Chiburdanidze und ein halbes Jahrhundert vor den Polgar-Schwestern Judit, Susan und Sofia, ebnete Menchik den Frauen den Weg in den Schachsport. Bis heute erhält die siegreiche Nation bei der Damenolympiade den Vera Menchik Pokal -  eine würdige Erinnerung an die erste Weltmeisterin.

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