Schachbegriffe
Festung

Festung

In Deiner letzten Partie ist irgendetwas schiefgelaufen und Du findest Dich in einem Endspiel wieder, in dem Du einen materiellen Nachteil hast. Solltest Du jetzt das Handtuch werfen und die Partie aufgeben? Auf keinen Fall, bevor Du nicht überprüft hast, ob Du nicht eine Festung bauen kannst, um die Partie zu retten!

Folgendes musst Du über Schachfestungen wissen:


Was versteht man im Schach unter einer Festung?

Eine Festung ist eine Technik, bei der ein Spieler seine Figuren so aufbaut, dass der Angreifer keine Chance hat, diese Verteidigung zu überwinden. Diese Abwehrtechnik macht es dem angreifenden Spieler unmöglich, Fortschritte zu erzielen und damit endet die Partie mit einem Remis.

A chess fortress.
Schwarz hat mit einem Turm und seinen Bauern eine Festung errichtet, die Weiß nicht überwinden kann.

Warum sind Festungen wichtig?

Normalerweise kommen Festungen nur in Endspielen zum Einsatz und Spieler mit einem positionellen oder materiellen Nachteil retten sich damit in ein Remis. Wenn Du weißt, wie man diese komplizierte Abwehrtechnik einsetzt, kannst Du sicher auch die ein oder andere Stellung, die eigentlich schon nach einer Niederlage aussieht, retten.

Hier haben wie eine Partie zwischen den Großmeistern Gregory Serper und GM Hikaru Nakamura. Das Material ist zwar noch gleichwertig aber Schwarz scheint klar auf der Siegerstrasse zu sein. Nakamura hat gerade mit seinem Bauern einen Springer auf g3 geschlagen und kontrolliert jetzt mit diesem Bauern das wichtige Feld f2. Und nachdem sich der weiße Springer in Sicherheit gebracht hat, kann der schwarze König in die weiße Stellung eindringen. Das sieht nicht gut aus für Weiß.

White can save the game with a fortress.
Das Material ist gleichwertig, aber Schwarz steht besser.

Serper hat gemerkt, dass er die Stellung nicht halten kann, wenn er seinen Springer rettet. Aber er hatte noch mehr gesehen! Er opferte mit dem überraschenden Zug 82.Sxe4 seinen Springer und errichtete damit mit seinem König und seinen Bauern eine Festung, die Schwarz nicht durchdringen konnte.

A knight sacrifice builds a fortress and saves the game.
Serper opferte seinen Springer, um eine Festung zu errichten.

Nakamuras Läufer konnte Serpers auf g2 und h3 nichts anhaben und diese blockieren die schwarzen Bauern. Und der weiße König deckt den e-Bauern und hält gleichzeitig den schwarzen König fern. Einige Züge später merkte auch Nakamura, dass er die Partie nicht gewinnen konnte und setzte Serper Patt. Hier erklärt uns Großmeister Serper die Stellung höchstpersönlich:

Dieses Beispiel zeigt, dass Dich das Verständnis der Verwendung von Festungen davor bewahren kann, eine Partie, in der Du eine schlechte Stellung hast, zu verlieren. Gregory Serper hat über den Bau verschiedener Festungen sogar einen ganzen Artikel geschrieben, den Du hier lesen kannst.

Test

Da Du jetzt weißt, was eine Festung ist und wie man damit schon fast verlorene Partien retten kann, ist es Zeit für einen kleinen Test. Versuche einfach, in den folgenden Stellungen eine Festung zu bauen.

Aufgabe 1: Weiß hat einen Läufer und sein Bauer steht schon kurz vor dem Umwandlungsfeld. Kannst Du ein Remis halten?

Aufgabe 2: Weiß hat zwei Bauern mehr und will sie bis auf Deine Grundlinie durchlaufen lassen. Kannst Du auch diese Partie retten?

Aufgabe 3: Schwarz hat zwei Bauern mehr. Gibt es auch in dieser Stellung eine Rettung?

Fazit

Du weißt jetzt, was man im Schach unter einer Festung versteht und wie man sich mit einer Festung in ein Remis retten kann. Hier haben wir noch eine englischsprachige Lektion, mit der Du noch mehr über dieses wichtige Konzept lernen kannst.