Gambit
Die Partie hat gerade erst begonnen und Dein Gegner scheint schon nach wenigen Zügen einen Bauern zu verlieren. Nimmst Du das Geschenk an? Vorsicht! Bei diesem Geschenk könnte es sich auch um eine tickende Zeitbombe halten und Du könntest in ein Gambit laufen.
Hier findest Du alles, was Du über Gambits wissen musst:
Was ist ein Gambit?
Unter einem Gambit versteht man, wenn ein Spieler bereits in der Eröffnung einen Bauern aufgibt, um dafür eine strategische oder taktische Kompensation zu erhalten. Bei manchen Gambits opfert ein Spieler sogar eine Figur.
Wenn ein Spieler ein Gambit anbietet, kann es sein Gegner entweder annehmen oder ablehnen. Wenn der Gegner den angebotenen Bauern schlägt, hat er das Gambit angenommen. Wenn er ihn einfach ignoriert, hat er es abgelehnt.
Seriöse und unseriöse Gambits
Gambits sind seriös, wenn ein Spieler für das geopferte Material eine adäquate Kompensation erhält. Dabei kann die Kompensation vielfältig sein: Ein Tempogewinn, ein Entwicklungsvorsprung, bessere Figurenaktivität, die Schaffung einer strukturellen Schwäche, ein Raumvorteil und vieles mehr. Das Damengambit und das Wolga Gambit sind die besten Beispiele für seriöse Gambits.
Es gibt aber auch unseriöse Gambits, bei denen der Spieler nicht genügend Kompensation erhält. Das Halloween Gambit und das Königsgambit fallen unter diese Kategorie.
Beliebte Gambits
Sowohl für Weiß als auch für Schwarz gibt es viele Gambits. Bei den meisten opfert ein Spieler einen Bauern, um dafür im Gegenzug eine bessere Figurenaktivität zu erhalten. Hier sind einige der beliebtesten Gambits.
Das Damengambit
Das Damengambit gilt als eine der seriösesten Eröffnungen. Dieses Gambit entsteht durch die Züge 1.d4 d5 2.c4. Weiß opfert vorübergehend einen Bauern, um dafür ein starkes Zentrum zu erhalten. Schwarz kann den Bauern und somit auch das Gambit annehmen oder ablehnen.
Wenn Schwarz den Bauern schlägt und nicht aufpasst, kann Weiß den Bauern mit seinem weißfeldrigen Läufer zurückschlagen und hat dadurch nicht nur die Kontrolle des Zentrums, sondern auch noch ein Tempo gewonnen. Hier sehen wir die Stellung nach den Zügen 1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.e4 e6 4.Lxc4:
Weiß hat nicht nur ein tolles Zentrum - Weiß hat auch den Bauern zurückgewonnen und ist besser entwickelt!
Königsgambit
Im romantischen Zeitalter des Schachs war das Königsgambit eine der beliebtesten Eröffnungen. Heutzutage gilt es aber als unseriös. Diese Eröffnung beginnt mit den Zügen 1.e4 e5 2.f4. Auch in diesem Gambit will Weiß ein starkes Zentrum erhalten und nach der kurzen Rochade eine offene Linie für seinen Turm haben.
Obwohl es als unseriös gilt, ist das Königsgambit eine gefährliche Eröffnung, mit der man einen unvorbereiteten Gegner leicht überraschen kann. Der ehemalige Weltmeister Boris Spassky hat diese Eröffnung sogar mit Erfolg gegen so starke Spieler wie Bobby Fischer gespielt. Diese Partie kannst Du Dir hier ansehen und Großmeister Simon Williams hat sogar einen eine Lektion über das Königsgambit gemacht.
Du kannst Dir aber auch dieses Video ansehen, indem NM Jeremy Kane eine Partie analysiert, die mit dem Königsgambit begonnen hat.
Smith-Morra Gambit
Das Smith-Morra-Gambit ist eine der Optionen, die Weiß als Reaktion auf die sizilianische Verteidigung hat. Wir erreichen dieses Gambit mit den Zügen 1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3. Schwarz kann das Gambit nun akzeptieren und Weiß helfen, sich mit Tempo zu entwickeln oder er lehnt es ab und erlaubt Weiß, den Bauern auf d4 zu schlagen und ein starkes Zentrum zu bekommen.
Wenn Schwarz den Bauern schlägt, kann es nach den Zügen 1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3 dxc3 4.Sxc3 d6 5. Sf3 Sf6 6.Lc4 e6 zu dieser Stellung, in der Weiß einen großen Entwicklungsvorsprung hat, kommen. Wie Du sehen kannst, hat Schwarz erst eine einzige Figur entwickelt während Weiß schon fast seine gesamte Armee in Stellung gebracht hat.
Wolga Gambit
Das Wolga Gambit ist eine Variante der Benoni Verteidigung und beginnt mit den Zügen 1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5.
Falls Weiß das Gambit annimmt, geht die Partie so weiter: 4.cxb5 a6 5.bxa6 Lxa6. In der Hauptvariante des Wolga Gambits kommt es dann zu dieser Stellung:
Wie Du sehen kannst, hat Schwarz eine sehr gute Kompensation für den geopferten Bauern. Schwarz ist besser entwickelt und kann die offenen Linien am Damenflügel mit seinen Türmen besetzen und dort Weiß langfristig malträtieren. Hier ist ein kurzes Video, in dem der Internationale Meister David Pruess das Wolga Gambit vorstellt:
Halloween Gambit
Das Halloween Gambit ist ein unseriöses Gambit, in dem Weiß sogar einen Springer opfert! Es entsteht durch die Züge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.Sxe5. Die Idee von Weiß ist es, die Kontrolle des Zentrums zu übernehmen und die schwarzen Springer mit seinen Bauern zu vertreiben.
Schwarz kann dann aber gleich auf zwei verschiedene Arten eine bessere Stellung erreichen. Er kann die Figur frühzeitig zurückgeben, um einen Vorsprung in der Entwicklung zu erlangen, oder versuchen, den materiellen Vorteil durch präzise Verteidigungszüge zu halten. Unsere Freunde aus dem Silicon Valley empfehlen letzteres und spielen die folgende Variante:
Budapester Gambit
Das Budapester Gambit ist eine Eröffnung für Schwarz, die mit den Zügen 1.d4 Sf4 2.c4 e5 beginnt. Wenn Weiß das Gambit mit 3.dxe5 akzeptiert, verliert er die Kontrolle über die wichtigen Felder e5- und c5.
Fazit
Du weißt jetzt was Gambits sind und warum manche Spieler gerne Gambits spielen und Du hast sogar schon die ersten Gambits kennengelernt. Auf Chess.com gibt es sogar eine ganze Lektion über Gambits! Die könntest Du Dir gleich jetzt ansehen.