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Hängepartie

Hängepartie

Wer schon einmal einen ganzen Nachmittag Schach gespielt hat, weiß wie anstrengend das sein kann. Irgendwann setzt Müdigkeit ein und man kann sich nicht mehr konzentrieren und verliert den Überblick. Aus genau diesem Grund wurden Schachpartien bis in die 1990er Jahre unterbrochen und an einem anderen Tag fortgesetzt. Eine solche Partie hat man dann Hängepartie genannt.

Folgendes musst Du über Hängepartien wissen:


Was ist eine Hängepartie?

In der Vergangenheit wurden Schachpartien, die sehr lange dauerten, unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt. Dies geschah normalerweise nach fünf oder sechs Stunden Spielzeit und die Spieler nahmen die Partie meistens am nächsten Tag wieder auf.

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In dieser Stellung wurde die siebte Partie des Kandidatenwettkampfes 1965 zwischen Spassky und Tal unterbrochen. Foto: Chess Life Magazin, Seite 13, Jänner 1966/USCF.

Mit dem Aufkommen starker Schachcomputer führte die Möglichkeit, Stellungen von Hängepartien zu analysieren, aber dazu, dass die Turnierorganisatoren Hängepartien abschafften.

Wie genau hat das funktioniert?

Die Spieler begannen eine Partie mit einer ersten Sitzung, die je nach Turnier normalerweise zwischen fünf und sechs Stunden dauerte. Ein Spieler konnte jederzeit um eine Unterbrechung bitten. Dies bedeutete aber auch, dass seine verbliebene Bedenkzeit verfällt.

Nach diesen fünf oder sechs Stunden (vorausgesetzt, es hatte kein Spieler die Bedenkzeit überschritten) wurde die Partie automatisch unterbrochen. Der Spieler, der gerade am Zug war, schrieb seinen nächsten Zug, den sogenannten Abgabezug, auf, steckte den Zettel in einem Umschlag und übergab diesen Umschlag dem Schiedsrichter. Wenn die Partie fortgesetzt wurde, öffnete der Schiedsrichter den Umschlag, führte den Zug aus und startete die Uhren.

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Der Umschlag mit dem Abgabezug in einer Partie zwischen Efim Geller und Bent Larsen aus dem Jahr 1966. Foto: Wikimedia Commons, CC.

Während der Unterbrechung konnten die Spieler die Stellung zusammen mit anderen starken Spielern analysieren und gemeinsam Pläne schmieden.

Warum waren Hängepartien wichtig?

Die eigentliche Idee von Hängepartien war es, Fehler aufgrund von Übermüdung zu vermeiden und es den Spielern zu ermöglichen, eine bis zum Ende qualitativ hochwertige Partie zu spielen. Kritiker von Hängepartien behaupteten jedoch, dass diese Praxis nur Spieler bevorteilt hätte, die sich ein gutes Team von Sekundanten leisten konnten. Als dann Schachcomputer aufkamen und immer stärker wurden, wurde es aber zu einer gängigen Praxis, dass Spieler in kritischen Stellungen um eine Unterbrechung der Partie baten, um die Stellung mit einem Computer zu analysieren. Deshalb wurden Hängepartien schließlich abgeschafft.

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Auch in der Netflix Serie "Das Damengambit" wurde eine Partie zu einer Hängepartie. Foto: The Queen's Gambit/Netflix.

Um zu vermeiden, dass eine Partie zu lange dauert, wird heute mit kürzeren Bedenkzeiten als damals gespielt.

Fazit

Du weißt jetzt, was Hängepartien sind, warum es sie nicht mehr gibt und warum sie früher so wichtig waren. Geh doch am besten jetzt gleich zu unseren Lektionen, um noch mehr Schachkonzepte zu entdecken und ein besserer Spieler zu werden!