Schlechter Läufer
Sicher hast Du schon einmal die Begriffe "guter Läufer" oder "schlechter Läufer" gehört. Was aber genau bedeutet das und was ist der Unterschied? Und wie erkennst Du einen schlechten Läufer? Finden wir es heraus!
Hier findest Du alles, was Du über schlechte Läufer wissen solltest:
Was ist ein schlechter Läufer?
Ein schlechter Läufer ist ein Läufer, der von seinen eigenen Bauern blockiert wird und deshalb nur sehr wenige oder sogar gar keine Felder kontrollieren kann. Meistens ist es sehr schwierig oder sogar unmöglich, einen schlechten Läufer zu verbessern. Sehen wir uns ein Beispiel an.
Die folgende Stellung entstand aus dem London System nach den Zügen 1.d4 d5 2.Lf4 e6 3.e3 Sf6 4.Sd2 c5 5.c3 Sc6 6.Sgf3 Ld6 7.Lg3 0-0 7.Lb5 a6 9.Lxc6 bxc6 10.Da4 und Lb7. Der schwarze Läufer auf b7 ist ein schlechter Läufer:
Warum ist der Läufer auf b7 jetzt schlecht? Er wird von seinen eigenen Bauern behindert und kann gar nicht so einfach befreit werden. Eigentlich ist dieser Läufer nur ein großer Bauer. Wenn wir genau dieselbe Stellung aufbauen, aber diesen Läufer auf einem anderen Feld platzieren, ändert sich sein Wert drastisch. Hier ist die gleiche Stellung wie zuvor, aber mit dem Läufer auf dem Feld f5:
Der Läufer auf f5 ist ein guter Läufer, da er wichtige zentrale Felder wie das Feld e4 kontrolliert, auf der Diagonale b1-h7 genügend Platz hat und nicht von seinen eigenen Bauern behindert wird. Die Bauernstruktur spielt bei der Beurteilung der Stärke eines Läufers eine große Rolle: Wenn sich die meisten Deiner Bauern auf den weißen Feldern befinden, ist der weißfeldrige Läufer meistens stark eingeschränkt. Befinden sich die meisten Deiner Bauern auf den schwarzen Feldern, gibt dasselbe für Deinen schwarzfeldrigen Läufer.
Wenn Du nur einen Läufer hast, solltest Du versuchen, Deine Bauern auf Feldern der entgegengesetzten Farbe Deines Läufers zu platzieren. Wenn Du das schaffst, kontrollierst Du sowohl die schwarzen als auch die weißen Felder und Dein Läufer kann sich freier bewegen.
Warum sind schlechte Läufer wichtig?
Die Fähigkeit, schlechte Läufer zu erkennen, ist sehr wichtig. Wenn Du über diese Fähigkeit verfügst, kannst Du von Anfang an vermeiden, einen schlechten Läufer zu bekommen. Und wenn Du keinen schlechten Läufer hast, musst Du auch nicht darüber nachdenken, wie Du ihn verbessern kannst. Wenn jedoch Dein Gegner nicht weiß, welche Nachteile ein schlechter Läufer verursacht, kannst Du ihm möglicherweise einen schlechten Läufer verpassen. Großmeister Yuri Razuvaev sagte einmal: "Einen guten Läufer kannst Du opfern - einen schlechten Läufer kannst Du nur verlieren."
Einen guten Läufer kannst Du opfern - einen schlechten Läufer kannst Du nur verlieren.
— GM Razuvaev
Wenn Du erkennen kannst, welche Figuren Deines Gegners in einer bestimmten Stellung schlecht sind, kannst Du das häufig ausnutzen, indem Du nur die guten Figuren Deine Gegners abtauscht und die schlechten auf dem Brett belässt. Starke Spieler streben sehr häufig das bekannte Endspiel "starker Springer gegen schwacher Läufer" an. Hier ist ein Beispiel dafür:
Wie Du sicher sehen kannst, ist der schwarze Läufer nicht besonders glücklich. Weiß hat einen einfachen Gewinnplan: Er will seinen König auf das Feld g6 und seinen Springer auf das Feld f6 ziehen und dann den schwarzen Bauern auf h6 gewinnen. Und der arme schwarze Läufer kann dabei nur tatenlos zusehen...
Mehr über dieses spezifische Endspiel erfährst Du in dieser Lektion, die wir aber leider nur auf Englisch zur Verfügung haben.
Test
Jetzt wollen wir aber wissen, ob Du schlechten Läufer schon alleine erkennen kannst! Die folgende Stellung entstand aus der Vorstoßvariante der Französischen-Verteidigung. Ist hier ein schlechter Läufer auf dem Brett? Und falls ja: Auf welchem Feld steht er?
Genau! Der schwarze Läufer auf c8 ist schlecht, weil er von seinen eigenen Bauern behindert wird. Die Französische-Verteidigung ist aber dafür bekannt, dass Schwarz einen schlechten Läufer als Preis für seine solide Stellung zu bezahlen hat.
Versuchen wir gleich die nächste Aufgabe. In dieser Stellung haben beide Spieler jeweils einen schlechten Läufer. Welche Läufer sind das?
Diese Aufgabe war schon viel schwieriger, aber vielleicht hast Du trotzdem erkannt, dass Weiß all seine Bauern auf weißen Feldern und Schwarz seine Bauern auf den schwarzen Feldern hat. Deshalb sind die Läufer auf e2 (von Weiß) und d7 (von Schwarz) die schlechten Läufer, denn sie werden von ihren eigenen Bauern behindert.
OK, versuchen wir noch eine letzte Aufgabe! Sieh Dir die nächste Stellung an und versuche, diese 3 Fragen dazu zu beantworten:
- Gibt es hier einen schlechten Läufer?
- Falls ja, auf welchem Feld steht er?
- Was ist der beste Läufer auf dem Brett?
Gut. Die erste Frage sollte nicht besonders schwierig gewesen sein. Der schlechte Läufer auf dem Brett ist natürlich der schwarze Läufer auf dem Feld d6, denn er steckt hinter seinen eigenen Bauern fest. Die anderen 3 Läufer sind eigentlich alle ziemlich gut, aber der beste Läufer ist ganz klar der weiße Läufer auf d3.
Dieser Läufer kontrolliert das wichtige Zentrumsfeld e4, greift den schwarzen Königsflügel (insbesondere das Feld h7) an und hat sogar einen Blick auf den Damenflügel. Und schließlich stehen die weißen Zentrumsbauern auf den schwarzen Feldern d4 und e3, wodurch der weißfeldrige Läufer überhaupt nicht eingeschränkt ist und freie Bahn hat.
Fazit
Du weißt jetzt, was ein schlechter Läufer ist, warum schlechte Läufer wichtig sind und wie Du sie erkennen kannst. In dieser Video-Lektion findest Du noch viel mehr wissenswertes über gute und schlechte Figuren!