Schachbegriffe
Vergifteter Bauer

Vergifteter Bauer

Dein Gegner hat vergessen, einen seiner Bauern zu decken. Solltest Du ihn Dir schnappen? Sei bloß vorsichtig! Der Bauer könnte vergiftet sein und Dich die Partie kosten.

Hier ist alles, was Du über vergiftete Bauern wissen musst:


Was ist ein vergifteter Bauer?

Ein vergifteter Bauer ist ein Bauer, der zu hängen scheint. Aber ein Spieler, der ihn schlägt, bekommt eine schlechte Stellung oder erleidet sogar einen Materialverlust.

A poisoned pawn.
Der Bauer auf e4 ist zwar ungedeckt, aber vergiftet.

Warum sind vergiftete Bauern wichtig?

Wenn Du das Konzept der vergifteten Bauern kennst, kannst Du Dir viele Probleme ersparen. Wenn Du einen hängenden Bauern entdeckst, ist es immer eine gute Idee, noch einmal nachzusehen, ob er nicht vielleicht vergiftet ist. Aber nicht nur das! Du kannst Deinem Gegner auch selbst einen vergifteten Bauern anbieten, um Deinem Gegner eine Falle zu stellen.

Außerdem gibt es einige Eröffnungen, bei denen vergiftete Bauern eine wichtige Rolle spielen. Das sind unter anderem das London System, der Trompowsky-Angriff und die Najdorf-Variante in der sizilianischen Verteidigung. Einige dieser Varianten sind mit viel Theorie verbunden und deshalb kann man sich sehr schnell in einer wirklich schlechten Stellung wiederfinden, wenn man sie spielt, ohne die Eröffnungstheorie oder Buchzüge zu kennen.

Werfen wir einen Blick auf eine der berühmtesten Partien mit einer vergifteten Bauernvariante. Großmeister Boris Spassky spielt mit Weiß gegen Bobby Fischer um die Weltmeisterschaft 1972. Spassky lud Fischer ein, seinen Bauern auf b2 zu schlagen und konnte danach Fischers Dame und damit auch die Partie gewinnen.

In dieser Partie bot Weiß seinem Gegner einen vergifteten Bauern an und nachdem ihn Schwarz geschlagen hatte, bekam Weiß die klar bessere Stellung und einen Entwicklungsvorsprung und konnte auf den Sieg drängen.

Vergiftete Bauernvarianten garantieren jedoch keinen Gewinn. In einem weiteren berühmten Beispiel dieser Najdorf-Variante überspielte Garry Kasparov mit Schwarz Großmeister Nigel Short und gewann die Partie.

In dieser Partie wog Shorts Entwicklungsvorsprung und seine gute Stellung den Bauernverlust nicht auf. Kasparov fand einen Weg, seine Dame zu retten und erspielte sich schließlich eine Gewinnstellung.

Wie Du sehen kannst, können diese Varianten zu sehr interessanten und scharfen Partien mit Gewinnchancen für beide Spieler führen. Wenn Du Dich an eine solche Eröffnung wagen willst, solltest Du sie Dir aber zuvor mit dem Eröffnungs-Explorer von Chess.com ansehen, damit Du nicht überrascht wirst.

Test

Da Du jetzt weißt, was ein vergifteter Bauer ist, ist es Zeit für einen kleinen Test.

Aufgabe 1: Dein Gegner spielt die Najdorf-Variante der sizilianischen Verteidigung. Mit welchem Zug kommst Du die in vergiftete Bauernvariante?

Aufgabe 2: In dieser Partie zwischen Alexander Huzman und Kasparov hat Schwarz seinen Läufer nach c8 gezogen und ließ seinen Bauern auf d5 ungedeckt. Kann Weiß den Bauern schlagen, oder ist er vergiftet?

Is it a poisoned pawn?
Kann Weiß den Bauern auf d5 mit seinem Turm schlagen?

Ja. Weiß kann den Bauern schlagen und das hat Kasparov auch gemacht. Und nachdem er auch noch den Bauern auf c4 geschlagen hatte, hat sein Gegner aufgegeben.

It is not a poisoned pawn.
Der Bauer auf d4 ist nicht vergiftet.

Aufgabe 3: Weißt Du auch, wie Weiß gewonnen hätte, wenn Schwarz den Turm mit seiner Dame geschlagen hätte?

Aufgabe 4: Und wie hätte Weiß gewonnen, wenn Schwarz den Turm mit seinem Springer geschlagen hätte?

Fazit

Du weißt jetzt, was ein vergifteter Bauer ist und wie er sich auf eine Schachpartie auswirken kann. Sieh Dir doch unsere Eröffnungsdatenbank an, um zu sehen, wie die wahren Meister eine solche Stellung spielen.