Zwischenzug
Hast Du schon einmal eine wunderschöne Kombination berechnet und wurdest dann von einem Zug Deines Gegners, der alles ruiniert hat, überrascht? Keine Sorge - das passiert sogar Großmeistern! Ab und zu fallen wir alle auf einen Zwischenzug herein!
Hier erfährst Du alles, was Du über Zwischenzüge wissen solltest:
Was ist ein Zwischenzug?
Ein Zwischenzug wird im italienischen oft "intermezzo" und im englischen oft "in-between move" genannt, aber eigentlich wird das Wort Zwischenzug, genau so wie das Wort Zugzwang, von Schachspielern auf der ganzen Welt verwendet. Ein Zwischenzug ist ein überraschender Zug, der eine ernsthafte Drohung aufstellt und eine sofortige Reaktion erzwingt. Diese Art von Zügen werden normalerweise zwischen Abtäuschen oder taktischen Kombinationen gespielt und das ist auch der Grund für den Namen.
Um dieses Konzept leichter zu verstehen, stell Dir einfach die folgende Stellung vor. Du bist Weiß und Schwarz bringt seinen Läufer in den Angriff auf Deinen König. Er hatte gehofft, dass Du den Läufer schlagen würdest und er dann mit Sxh3 Schach (!) und dann der Springergabel Sxf7 Deine Dame gewinnen würde. Er hat aber übersehen, dass Du noch einen Trumpf im Ärmel hattest.
Warum ist ein Zwischenzug ein so starkes Konzept?
Hast Du schon einmal den Spruch gehört, dass Schach zu 99% Taktik ist? Tja, und ein Zwischenzug ist einfach eines der stärksten taktischen Konzepte von allen! Er ist vor allem so stark, weil er fast immer überraschend kommt.
Mit einem Zwischenzug gewinnt ein Spieler normalerweise ein wichtiges Tempo oder sogar eine Figur! Auf höchster Ebene kann selbst der kleinste Vorteil zum Sieg reichen. Da kannst Du Dir sicher vorstellen, was eine zusätzliche Leichtfigur oder sogar ein kleiner Bauer bedeutet, oder?
Sehen wir uns dieses Beispiel der Schachlegende Paul Morphy an. Er hätte im 10. Zug auch den Läufer sofort schlagen können. Stattdessen entwickelte er aber zuerst seine Dame und stellte mit diesem Zug eine viel größere Drohung auf: Schachmatt! Mit diesem Zug hat er ein Tempo und danach die Partie problemlos gewonnen.
Beispiele
Im Laufe der Schachgeschichte finden wir viele Beispiele für schöne Zwischenzüge. Eines der bekanntesten Beispiele hat jedoch nie stattgefunden. Bei der Weltmeisterschaft 2014 übersah der indische Großmeister Viswanathan Anand einen Zwischenzug und verpasste damit die Gelegenheit gegen Weltmeister Magnus Carlsen zwei Bauern zu gewinnen:
Auch Jose Raul Capablanca fand 1911 gegen Aron Nimzowitsch einen fantastischen Zwischenzug. Nimzowitsch hatte gerade Capablancas Springer geschlagen und dachte, dass Capablanca mit dem Läufer zurückschlagen würde. Capablanca hatte aber eine bessere Idee:
Und auch Großmeister Vladimir Kramnik fand 2007 in einer Schnellschachpartie gegen Levon Aronian einen tollen Zwischenzug. Kramnik hatte gesehen, dass Aronians Turm auf b1 ungedeckt war. Deshalb schlug er den Bauern auf e4 nicht sofort, sondern zog seinen König nach c2. Damit hat er seinen eigenen Bauern auf b2 gedeckt und griff gleichzeitig Aronians ungedeckten Turm auf b1 an. Aronian sah keinen Ausweg aus dieser Situation und gab die Partie auf.
Test
Da Du das Konzept der Zwischenzüge jetzt kennst, ist es Zeit für einen kleinen Test. Versuche die folgende Stellung mit einem Zwischenzug zu gewinnen. Falls Du die Lösung nicht finden kannst, kannst Du Dir einen Tipp geben lassen, indem Du auf die Glühbirne klickst.
In dieser Stellung dachte Schwarz, dass er Dich zu einem Damentausch gezwungen hätte. Hast Du eine bessere Idee in petto?
Fazit
Zwischenzüge können mit die stärkste Waffe in Deinem Arsenal sein! Wenn Du die Varianten besser als Dein Gegner berechnest, steigert das Deine Chancen auf einen Gewinn und das Erkennen von Zwischenzügen ist dabei immens wichtig! Geh doch am besten sofort zu den Taktikaufgaben und trainiere Aufgaben, die dem Thema Zwischenzug zugeordnet sind!